Wie kleine Kinder brauchen auch unsere Emotionen Aufmerksamkeit und Akzeptanz
„Unsere Ängste sind wie kleine Kinder, die darauf warten, beachtet zu werden. Und wenn sie diese Zuwendung bekommen, werden sie ganz lieb und es stellt sich sogar heraus, dass sie gar keine Ängste sind“
Der erste Teil des Zitats vergleicht Ängste mit kleinen Kindern, die darauf warten, beachtet zu werden. Dies ist ein besonders treffender Vergleich, da kleine Kinder oft nach Aufmerksamkeit und Zuwendung verlangen, um sich sicher und geliebt zu fühlen. In ähnlicher Weise „verlangen“ unsere Ängste nach Aufmerksamkeit, um verstanden und bewältigt zu werden. Indem man Ängste als etwas Natürliches und Menschliches betrachtet, das beachtet und gepflegt werden muss, wird der Umgang mit ihnen entmystifiziert und normalisiert. Dies ist ein wichtiger Schritt, um sie weniger bedrohlich erscheinen zu lassen.
Der zweite Teil des Zitats betont, dass Ängste, wenn sie Zuwendung bekommen, ganz „lieb“ werden und sich sogar herausstellt, dass sie gar keine Ängste sind. Hier wird deutlich, dass der Umgang mit Ängsten nicht in der Vermeidung oder Unterdrückung besteht, sondern in der bewussten Auseinandersetzung und Akzeptanz. Indem wir unsere Ängste wahrnehmen und ihnen mit Mitgefühl begegnen, können wir ihre wahre Natur erkennen. Oftmals sind Ängste Symptome tieferliegender Emotionen oder ungelöster Konflikte. Durch Zuwendung und Achtsamkeit können wir diese tieferliegenden Ursachen identifizieren und bearbeiten.
Ein zentrales Thema des Zitats ist die transformative Kraft der Zuwendung. Wenn Ängste die Aufmerksamkeit und Fürsorge erhalten, die sie benötigen, können sie sich auflösen oder in eine andere Form verwandeln. Das Wort „lieb“ impliziert eine positive Veränderung, eine Art Befreiung von der negativen Energie, die Angst oft mit sich bringt. Diese positive Veränderung durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl ist ein Schlüsselkonzept in vielen psychotherapeutischen Ansätzen, einschließlich der Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR) und der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT).
Ein besonders tiefgehender Aspekt des Zitats ist die Erkenntnis, dass Ängste, wenn sie beachtet und gepflegt werden, gar keine Ängste sind. Dies deutet darauf hin, dass Ängste oft auf Missverständnissen oder Fehlwahrnehmungen basieren. Viele Ängste sind irrational oder übertrieben und können durch eine bewusste und mitfühlende Betrachtung relativiert werden. Wenn wir den Mut haben, uns unseren Ängsten zu stellen und sie zu erforschen, können wir erkennen, dass sie oft keine reale Bedrohung darstellen, sondern Projektionen unseres Geistes sind.
Aus psychologischer Sicht spricht das Zitat mehrere wichtige Prinzipien an, darunter Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und die Akzeptanz von Emotionen. Achtsamkeit bedeutet, im Moment präsent zu sein und die eigenen Gedanken und Gefühle ohne Urteil wahrzunehmen. Selbstmitgefühl beinhaltet, sich selbst mit der gleichen Freundlichkeit und Fürsorge zu begegnen, die man einem guten Freund entgegenbringen würde. Die Akzeptanz von Emotionen bedeutet, alle Gefühle, auch die unangenehmen, zuzulassen und anzuerkennen, ohne sie sofort ändern zu wollen.
Philosophisch betrachtet erinnert das Zitat an Ansätze aus der östlichen Philosophie, insbesondere des Buddhismus, der lehrt, dass viele unserer Leiden aus dem Widerstand gegen das, was ist, resultieren. Indem wir lernen, unsere Ängste und andere schwierige Emotionen anzunehmen, können wir Frieden und Gelassenheit finden. Diese Perspektive betont, dass Leiden nicht durch die äußeren Umstände verursacht wird, sondern durch unsere Reaktionen auf diese Umstände.
In der Praxis bedeutet dies, dass wir eine bewusste und mitfühlende Haltung gegenüber unseren Ängsten entwickeln sollten. Dies kann durch verschiedene Techniken und Übungen unterstützt werden, wie z. B. Meditation, Achtsamkeitsübungen oder das Führen eines Tagebuchs. Durch diese Praktiken können wir lernen, unsere Gedanken und Gefühle besser zu verstehen und eine freundlichere Beziehung zu uns selbst aufzubauen.
Ein konkretes Beispiel könnte die Technik des „Sitzens mit der Angst“ sein, bei der man sich bewusst Zeit nimmt, um die Angst zu spüren und sie zu erforschen, anstatt vor ihr wegzulaufen. Eine andere Methode könnte die Visualisierung sein, bei der man sich vorstellt, die Angst wie ein kleines Kind zu trösten und ihr die benötigte Zuwendung zu geben.
Das Zitat bietet eine wertvolle und tiefgründige Einsicht in den Umgang mit Ängsten. Es erinnert uns daran, dass Ängste nicht bekämpft oder unterdrückt, sondern mit Aufmerksamkeit und Mitgefühl behandelt werden sollten. Durch diesen Ansatz können wir unsere Ängste transformieren und ihre wahre Natur erkennen, was zu mehr innerem Frieden und emotionalem Wohlbefinden führt.
Diese Perspektive ermutigt uns, eine achtsame und mitfühlende Haltung gegenüber unseren eigenen inneren Erfahrungen zu entwickeln und die transformative Kraft der Zuwendung zu nutzen, um ein erfüllteres und weniger angstgeprägtes Leben zu führen.