… ein Hauch von Wort und Bild

Wenn die Lust nicht da ist, kommt das Gesetz mit seinen Folgen

„Wenn wir sagen, dass wir keine Lust auf etwas haben, antwortet das Leben nicht mit Verständnis, sondern mit einer Lektion. Es scheint weniger daran interessiert zu sein, was wir wollen, als uns zu zeigen, was wir noch nicht verstanden haben.“


Leben lehrt, wenn Bequemlichkeit spricht (traumbrise.de) Man hat manchmal das Gefühl, dass das Leben nicht wie ein nachsichtiger Freund funktioniert, der unsere Stimmungen und Launen toleriert, sondern eher wie ein ruhiger, beharrlicher Lehrer, der seinen Lehrplan hat, ob wir nun mitkommen wollen oder nicht.

Wenn die Ausrede auf die Realität trifft

Wir alle kennen Momente, in denen wir sagen: „Darauf habe ich keine Lust.“ Das kann sich auf vieles beziehen – eine schwierige Aufgabe, ein unangenehmes Gespräch, eine Entscheidung, die uns Angst macht, oder einfach etwas, das uns aus unserer bequemen Routine herausreißt. In solchen Augenblicken hoffen wir, dass das Leben uns in Ruhe lässt. Doch oft passiert das Gegenteil: Gerade das, worauf wir keine Lust haben, steht plötzlich direkt vor uns, größer, lauter und unausweichlicher als zuvor.
Stellen wir uns eine alltägliche Situation vor: Ein Musiker hat seit Wochen keine Lust zu üben. Die Gitarre steht in der Ecke und staubt ein. Er sagt sich: „Heute nicht, ich fühle mich nicht inspiriert.“ Das Leben, in diesem Fall ein bevorstehendes Vorspielen, reagiert nicht mit einem tröstenden: „Kein Problem, nimm dir die Zeit, die du brauchst.“ Stattdessen kommt der Tag des Vorspiels unaufhaltsam näher. Die Finger sind ungelenk, die Akkorde klingen holprig, und die Darbietung wird zur peinlichen Qual. Die Lektion ist schmerzhaft, aber klar: Üben ist keine Frage der Lust, sondern der beständigen Mühe. Die fehlende Lust war nur ein Hindernis, das überwunden werden musste, um diese einfache, aber essentielle Wahrheit zu begreifen.
Oder denken wir an jemanden, der immer wieder scheitert, enge Freundschaften zu pflegen. Immer wenn es anstrengend wird, wenn ein Freund Trost oder Zeit braucht, sagt diese Person: „Ich habe gerade keine Lust, mich mit den Problemen anderer zu beschäftigen.“ Das Leben antwortet nicht mit Verständnis, indem es die Freunde einfach weiterhin treu bleiben lässt. Stattdessen wird die Lektion in Form von Vereinsamung und enttäuschten Blicken erteilt. Die Lektion lautet: Verbindungen erfordern Arbeit und Hingabe, auch wenn man gerade keine Lust dazu verspürt. Was man hier noch nicht verstanden hatte, war der wahre Preis von Gemeinschaft.
In beiden Fällen ist die „Lust“ ein kurzfristiges Gefühl, ein momentaner Zustand. Das Leben hingegen operiert nach langfristigen Gesetzen und Prinzipien. Wenn wir uns weigern, diese Prinzipien anzuerkennen – sei es das Prinzip der Übung, der Verpflichtung oder der harten Arbeit –, dann stolpern wir nicht einfach nur. Wir bekommen eine Lektion erteilt, die so lange wiederholt wird, bis wir sie endlich begreifen.

Der unbeirrbare Lehrer

Wer oder was ist dieser „Lehrer“, den wir hier das Leben nennen? Es ist keine strafende Gottheit oder ein böswilliges Schicksal. Stellen Sie es sich eher als die unveränderlichen Regeln des Daseins vor. So wie die Schwerkraft dafür sorgt, dass ein fallengelassener Gegenstand zu Boden fällt, sorgt dieses Geflecht aus Regeln dafür, dass bestimmte Handlungen zu bestimmten Ergebnissen führen. Wenn Sie ein Feld nicht bestellen, wächst keine Ernte. Wenn Sie eine Brücke nicht stabil bauen, stürzt sie ein. Das ist keine Bosheit, es ist einfach ein Naturgesetz.
Unsere Lust, oder deren Fehlen, ist für diese Regeln vollkommen irrelevant. Der Regen interessiert sich nicht dafür, ob Sie Lust haben, nass zu werden. Er fällt einfach. In unserem persönlichen Bereich ist es genauso. Das Leben ist nicht daran interessiert, ob wir Lust haben, pünktlich aufzustehen, schwierige Gespräche zu führen oder für unsere Ziele zu kämpfen. Es ist ein neutraler, aber unerbittlicher Lehrer, der uns durch die unmittelbaren Konsequenzen unserer Handlungen – oder unseres Zögerns – zeigt, welche Wahrheiten wir noch nicht verinnerlicht haben.
Der Lehrplan ist dabei immer auf Wachstum ausgerichtet. Die Lektionen, die wir erhalten, zielen fast immer darauf ab, uns etwas beizubringen, das uns weiterbringt, auch wenn es sich im Moment wie eine Niederlage anfühlt. Die peinliche Gitarren-Darbietung lehrt Disziplin. Die Vereinsamung lehrt die Bedeutung von Fürsorge. Eine verpasste Chance im Beruf lehrt, dass man manchmal seine Angst überwinden und sich melden muss. Das Leben zeigt uns gnadenlos unsere blinden Flecken, nicht um uns zu demütigen, sondern um uns zu vollständigeren, fähigeren Menschen zu machen.

Vom Opfer zum Schüler

Diese Sichtweise verändert die Haltung, mit der man dem Alltag begegnet. Wenn man begreift, dass jedes Hindernis eine Art Lektion ist, hört man auf, sich als Opfer der Umstände zu fühlen. Man beginnt zu verstehen, dass das Leben uns nicht bestrafen will, sondern uns etwas mitteilt. Dann bekommt selbst das, was weh tut, einen Sinn. Wenn etwas schiefgeht, ist die erste Frage nicht mehr: „Warum passiert mir das? Ich habe doch keine Lust gehabt, das zu tun!“ Stattdessen wird die Frage zu: „Was versucht mir diese Situation beizubringen? Welches Gesetz des Lebens habe ich hier missachtet oder unterschätzt?“
Das ist ein radikaler Perspektivwechsel. Plötzlich sind die Schwierigkeiten und Rückschläge nicht mehr sinnlose Unglücke, sondern Übungsaufgaben. Sie sind die Hausaufgaben des Daseins. Eine gescheiterte Beziehung wird zu einer Lektion über Kommunikation oder Selbstständigkeit. Ein berufliches Scheitern wird zu einer Lektion über Ausdauer oder die Notwendigkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen. Jedes Mal, wenn wir „keine Lust“ hatten und dafür die Quittung erhalten, ist es eine Einladung, etwas über uns und die Welt zu lernen.
Dies bedeutet nicht, dass man nie Nein sagen oder Pausen einlegen darf. Es geht um ein grundsätzliches Muster. Geht es bei der fehlenden Lust um eine notwendige Erholungspause oder um eine tiefere Verweigerungshaltung, eine Angst, , die uns davon abhält, zu wachsen? Das Leben hilft uns, den Unterschied zu erkennen, indem es uns die Konsequenzen spüren lässt.

Von der Abwehr zur Offenheit

Statt ständig zu fragen, warum etwas passiert, kann man beginnen zu fragen: Was will mir das zeigen? Diese kleine Verschiebung im Denken hat große Wirkung.
Anstatt zu jammern, dass das Leben uns prüft, können wir uns fragen, welche Fähigkeit wir gerade entwickeln sollen. Geduld? Demut? Klarheit? Ehrlichkeit? Vielleicht sogar Liebe – nicht als Gefühl, sondern als Bereitschaft, das anzunehmen, was ist.
Diese Haltung verwandelt die „Lektionen“ des Lebens in Gelegenheiten. Wer aufhört, sich zu wehren, entdeckt, dass hinter vielen Schwierigkeiten ein tiefer Sinn steckt. Das bedeutet nicht, dass man alles passiv hinnimmt oder Leid romantisiert. Es heißt vielmehr, dass man den Blick verändert: Man hört auf, in Kategorien von „gut“ und „schlecht“ zu denken, und beginnt, in Begriffen wie „notwendig“ oder „bedeutungsvoll“ zu empfinden.
Wenn man so lebt, verliert das Wort „Lektion“ seinen bitteren Beigeschmack. Es bekommt etwas Freundliches. Jede Erfahrung – auch die schmerzhaften – wird zu einem Lehrer, der uns näher zu uns selbst bringt.
Das Zitat kann daher als Einladung gelesen werden, mutiger zu leben. Nicht mutig im lauten Sinn, sondern in einem stillen, aufrechten Sinn: offen, neugierig und bereit, das anzunehmen, was das Leben bringt.

Versuchen, tiefer zu schauen

Das Zitat erinnert uns auf poetische Weise an eine Wahrheit, die oft erst mit der Zeit verständlich wird: Das Leben ist kein Wunschautomat. Es ist ein Spiegel, ein Lehrer, ein Wegbegleiter. Es gibt uns nicht immer das, was wir wollen, aber fast immer das, was wir brauchen, um weiterzukommen.
Wenn wir das nächste Mal das starke Bedürfnis verspüren, „Ich habe keine Lust“ zu sagen oder zu denken, können wir innehalten. Wir können uns fragen: Was verbirgt sich wirklich dahinter? Und was wird die wahrscheinliche Antwort des Lebens sein? Welche Lektion könnte auf mich zukommen, wenn ich diesem Gefühl nachgebe?
Indem wir anfangen, das Leben als diesen beharrlichen Lehrer zu sehen, hören wir auf, gegen die Strömung zu schwimmen, und lernen, uns in ihr zu bewegen. Wir beginnen, die Lektionen zu erkennen, bevor sie uns mit voller Wucht treffen. Wir verstehen, dass unsere Wünsche und unsere momentanen Launen nicht im Mittelpunkt des Universums stehen. Stattdessen geht es um das, was wir lernen und werden müssen. Die fehlende Lust ist dann kein Endpunkt mehr, sondern ein Hinweisschild, das auf eine noch nicht gemeisterte Fähigkeit, eine noch nicht gelernte Wahrheit deutet. Und die Antwort des Lebens ist keine Strafe, sondern eine Chance, diese Lücke zu schließen und ein wenig weiser zu werden.

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